Die Wege des Herrn sind unergründlich

Es ist Winter und ich bin mit den Langlaufskiern im Lechtal unterwegs. Morgens habe ich mir etwas mehr Zeit gelassen und bin daher später als sonst gestartet. Die Loipe zieht sich durch das gesamte Tal, und ich muss selbstverständlich so weit fahren wie die Loipenverhältnisse es zulassen. Auf dem Rückweg beginnt es bereits dunkel zu werden. Licht habe ich natürlich keines dabei, und ich weiß aus Erfahrung, dass es besonders in so einem Bergtal sehr schnell sehr dunkel wird. Also bete ich: „Herr Jesus, lass mich doch bitte schnell und sicher zurück zu unserer Ferienwohnung kommen.“

 
Ich wusste dass ich noch über zehn Kilometer leicht ansteigenden Rückweg vor mir hatte, und bis dahin würde es stockfinster sein, „entsprechend muss sich Gott nun etwas Besonderes einfallen lassen“, dachte ich mir. „Ich weiß dass Gott alle Dinge möglich sind“ ging es mir durch den Kopf... aber verzögert er wirklich den Einbruch der Dunkelheit im gesamten Tal? Ein Naturphänomen, das am nächsten Morgen in der Zeitung stehen würde, nur damit ein Langläufer, der nicht auf die Uhr schauen kann, sicher zurückkommt? Gott könnte, sicher... aber eher nicht. Viel wahrscheinlicher würde er es doch meinen Augen ermöglichen im Dunkeln zu sehen. Bei Eulen hat er das ja auch so eingerichtet, warum also nicht auch bei mir? Nur das eine Mal.

 

Und als meine Gedanken so kreisen höre ich ein Auto hupen. Verwundert drehe ich mich um, meine Eltern haben Freunde weiter unten im Tal besucht, und mich gesehen. Sie boten mir an mich im Auto mitzunehmen. Ich lehnte ab: „Danke, ich komme schon klar.“ Und weiter ging es, durch die inzwischen nahezu völlige Dunkelheit. „Das mit den Eulenaugen scheint nicht zu funktionieren“ dachte ich mir nach einigen weiteren Kilometern ohne Sicht. Dann fiel mir ein Satz ein, den ich selbst schon oft genug gesagt, aber wohl erst jetzt richtig verstanden hatte: „Gott beantwortet unsere Gebete! Aber nicht immer so wie wir uns das vorstellen.“ Ich stellte mir vor, dass Gott den Einbruch der Dunkelheit verzögern könnte … mir für kurze Zeit Eulenaugen verleihen würde … oder mir Beine und Lungen wie die von Martin Fourcade geben würde. Doch Gott hatte einen besseren Plan. Er bot mir nicht nur Xenon Scheinwerfer, sondern auch Klimaanlage, Sitzheizung und einen ausgezeichneten Chauffeur an, und das Ganze kostenfrei. Ich erinnerte mich an mein Gebet: Ich wollte schnell und sicher nach Hause. Gott legte komfortabel obendrauf, und ich lehnte ab. „Typisch“ dachte ich mir, Gott will uns reich beschenken, und wie oft lehnen wir seine Hilfe ab? Und das nur weil sein perfekter Plan anders aussieht als wir es erwarten.
 
Gott handelt auf unergründliche Weise. Wir sollen viel von Gott erwarten, müssen aber ebenso bereit sein, dass ER bestimmt wie er uns hilft, und darauf vertrauen dass ER es besser weiß und kann als wir. Paulus schreibt dazu in Römer 11,33-34 „O welcher Tiefe des Reichtums sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Gerichte, und wie unausforschlich seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?“

[ von Benny ]

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